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Auszüge aus der Eröffnungsrede von Uwe Gellner, 18. 9. 2009

(Matthias Geitel/Sebastian Biskup, 7hours, Berlin)

… Allein ihr weißes Äußeres lässt die präzise gearbeiteten Skulpturen von Sebastian Biskup in diesem Raum fremd und berechnet erscheinen, was nicht unbedingt den Zufall nahe legt, dem sie ihre Form verdanken. Der Ort der Präsentation dieser Skulpturen ist zugleich ihr Fundort und ihre minimalistisch anmutenden Formen notieren die Spuren von Erinnerungen. Die Verschiebung dieser Erinnerungen aus einer unbekannten Zeit in den Raum der Gegenwart beabsichtigt nicht ihre Gestaltung oder Rekonstruktion, sondern fügt sich in die unvermeidliche Akzeptanz, welche alle Geschichte hinterlässt. Sebastian Biskup teilt sich die Autorenschaft seiner Formen mit anonymen Vorleistungen, er fügt sich dem bereits Gegebenen. Nicht ihre besonderen Formen, sondern ihre gegebenen Formen legen die Handlungen des Künstlers fest. Er handelt im Nachvollzug. Sebastian Biskup begründet das: „Für mich erweist sich, angesichts einer Alltagswelt in der nichts und niemand unästhetisiert / undesignt in die Öffentlichkeit entlassen wird eine  eigen-ständige Bildsprache als nahezu überflüssig. Das visuelle Rohmaterial, das uns umgibt, liefert mir eine Basis, den Blick des Betrachters zurückzuführen auf das Ursprüngliche im Mediendschungel.“ Es wäre zu weit gedacht, würde man die irgendwann in späterer Zeit einmal mit grobem Material versiegelten Fensteröffnungen in der Fassade dieses Gebäudes, welche die vielleicht beklemmend trostlosen Vorgeschichten dieser Skulpturen enthalten, als Aufforderungen verstehen, doch endlich etwas genauer Umschau zu halten. Ihre anonyme Ästhetik lässt den Skulpturen durchaus auch den Ausweich in anderweitige Bedeutungen. Auch ohne den Verweis ihrer Geschichte, spiegeln die eigentümlich faktischen Formen in Material und Abmessungen ihre Realität, und vermutlich ist es ihre Bedeutung, sich frei und in dieser unerwarteten Eigenständigkeit allen Deutungsversuchen zu entziehen. …

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